Book Review |
Corresponding author: Daniel Küry ( daniel.kuery@lifescience.ch ) © 2020 Daniel Küry.
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Citation:
Küry D (2020) Wildermuth H, Martens A (2018) Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. Alpine Entomology 4: 21-22. https://doi.org/10.3897/alpento.4.49415
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14,8 × 21,0 cm, 958 S., gebunden. 927 farbige Abb., 179 Tab., 141 Verbreitungskarten ISBN 978-3 494-01690-0, Quelle & Meyer, Wiebelsheim, 2018 Preis ca. CHF 56.- , EUR 46.-
Das vorliegende Buch über die Libellen Europas ist die aktualisierte und verbesserte Auflage des «Taschenlexikons der Libellen Europas», das im Jahr 2014 beim gleichen Verlag erschienen ist. Zum Glück hat das Buch mit dem geänderten Titel auch ein grösseres Format erhalten, denn dadurch lässt es sich viel leichter darin blättern. Mit dem grösseren Format und seinen fast 1000 Seiten, bleibt das Handbuch inhaltlich und physisch ein Schwergewicht.
Das Wissen über die Libellen (Odonata) Europas wurde in den letzten Jahrzehnten enorm vermehrt. Dieses fand nun seinen Niederschlag im Handbuch, welches das aktuelle Wissen über die Biologie, das Verhalten und die Ökologie der 140 Libellenarten Europas umfassend wiedergibt. In aufwendiger Detailarbeiten wurden die Texte des Taschenlexikons aktualisiert und ergänzt. Dies bezeugt das Literaturverzeichnis, das neben den einschlägigen Grundlagen- und Bestimmungsbüchern auch eine Vielzahl aktueller Referenzen enthält. Dies macht das Buch zu einem Grundlagenwerk für die gesamte europäische Libellenfauna und stellt eine unentbehrliche Basis für alle dar, die sich in Europa mit Faunistik, Ökologie und Förderung der Libellen befassen.
Der erste Teil beginnt mit einer kurzen Einleitung in den Körperbau, die Biologie, die Ökologie und die Gefährdung der Libellen allgemein und endet mit einem Kapitel über die Beobachtung und Dokumentation der Arten. Die Artkapitel im zweiten Teil sind je nach Kenntnisstand von unterschiedlicher Länge und beginnen jeweils mit kurzen Erklärungen zur Bedeutung und Herkunft der wissenschaftlichen und deutschen Gattungs- und Artnamen. Anschliessend beschreiben die Autoren die wichtigsten Merkmale von Imagines, Larven und Exuvien. Besonderes Gewicht erhalten die detaillierte Beschreibung der bevorzugten Lebensräume sowie der Lebensweise von Imagines und Larven. Die Artkapitel schliessen ab mit Abschnitten über Gefährdung, Schutz, mögliche Förderungsmassnahmen sowie Tipps zur Beobachtung der Arten und den wichtigsten Literaturzitaten. Für jede Art wurden zudem ein Phänogramm mit Angaben zum Auftreten der verschiedenen Entwicklungsstadien und eine aktuelle Verbreitungskarte angefertigt.
Besonders detailreich sind die Unterkapitel «Lebensweise der Imagines». Sie enthalten Angaben zu Reifungshabitat, Flugzeit, Territorial-, Paarungs- und Eiablageverhalten. Unter «Lebensweise der Larven» finden sich Beschreibungen des Verhaltens beim Nahrungserwerb, des Wachstums, der Entwicklungsdauer und des Lebenszyklus sowie des Schlupfs. Im Abschnitt «Gefährdung, Schutz und Förderungsmassnahmen» sind Angaben zur Bedrohungssituation sowie die Möglichkeiten zur Erhaltung und Förderung der Libellenarten zusammengefasst.
Ein weiteres Kapitel behandelt die exotischen Libellen in Europa. Dies sind Arten, die als Folge der Globalisierung meist mit fremdländischen Wasserpflanzen nach Europa gelangten. Viele können sich hier jedoch aufgrund des Klimas nicht fortpflanzen. Weitere Teile des Buchs geben schliesslich einen Überblick über die bekannten Epizoen, Parasiten und Parasitoiden der Libellen und verschaffen damit einen Einblick in einen noch wenig erforschten Themenbereich. Ein Glossar erklärt Fachbegriffe und macht das Buch auch für Laien in allen Belangen leicht verständlich.
Die beiden Autoren gewähren einen Überblick über die europäischen Klein- und Grosslibellenarten und stellen in gewohnt klarer und kompetenter Weise das aktuelle Wissen für jede Art in prägnanten Texten vor. Die Texte sind flüssig geschrieben und leicht zu erfassen. Die Autoren verzichten bewusst auf das Zitieren jeder Einzelaussage, listen jedoch für jede Art die wichtigsten Referenzen auf. Dieser Aufbau macht die Texte lesefreundlich und verhindert, dass Laien durch eine Vielzahl eingestreuter Zitate abgeschreckt werden. Eine Vielzahl aussagekräftiger Fotos von verschiedenen Entwicklungsstadien und typischen Lebensräumen vermitteln ein realitätsnahes Bild der Arten und ihrer Ökologie. Gegenüber der Erstauflage ist auch der Beschnitt der Fotos besser gelungen, indem nun die Erkennungsmerkmale der Arten gut abgebildet sind.
Hansruedi Wildermuth und Andreas Martens ist es gelungen, eine Fülle von Informationen zusammenzustellen, die weit über das hinausgeht, was in einem gängigen Buch über Libellen oder in einer auf Mitteleuropa beschränkten Monografie zu finden ist. Die Information ist sorgfältig recherchiert und basierend auf der grossen Erfahrung der Autoren wissenschaftlich gewertet und eingeordnet. Dabei bleiben die Texte auch für Laien immer leicht verständlich. «Die Libellen Europas» setzt Massstäbe und niemand, der sich in Europa vertieft mit dieser faszinierenden Insektengruppe beschäftigt, wird darum herumkommen, das Buch zu konsultieren.