Research Article |
Corresponding author: Christoph Germann ( germann.christoph@gmail.com ) Academic editor: Yannick Chittaro
© 2019 Christoph Germann.
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Citation:
Germann C (2019) Dritter Nachtrag zur Rüsselkäfer-Fauna der Schweiz (Coleoptera, Curculionoidea). Alpine Entomology 3: 207-212. https://doi.org/10.3897/alpento.3.37761
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Die Anzahl verlässlich gemeldeter Taxa (Arten und Unterarten) der Curculionoidea aus der Schweiz beträgt momentan 1081. Funde von Orchestes calceatus (Germar, 1821) werden hier erstmals bestätigt. Zusätzliche Verbreitungsdaten von zehn Arten werden gegeben. Der auf subalpine und alpine Lebensräume beschränkte Phyllobius alpinus Stierlin, 1859 ist eine valide Art stat. rev., und kein Synonym zu Ph. xanthocnemus Kiesenwetter, 1852 und wird daher aus der Synonymie herausgenommen. Die Arten werden verglichen und typische Unterscheidungsmerkmale werden aufgeführt.
The number of reliably recorded taxa (species and subspecies) of Curculionoidea from Switzerland counts at present 1081. Records of Orchestes calceatus (Germar, 1821) are confirmed here for the first time. Additional data on distribution is given for ten species. Phyllobius alpinus Stierlin, 1859, restricted to subalpine and alpine habitats, is a valid species stat. rev., and not a synonym of Ph. xanthocnemus Kiesenwetter, 1852 and thus resurrected from synonymy. Both species are compared and characters for differentiation are provided.
Curculionoidea, checklist, new records, resurrected name, Switzerland
Die im 2010 vorgestellte Checkliste der schweizerischen Rüsselkäfer (
Folgende Abkürzungen werden verwendet:
cCG Sammlung Christoph Germann (Rubigen)
cGF Sammlung Georg Frey (im NMB)
cHB Sammlung Hermann Blöchlinger (Erschmatt)
cSB Sammlung Stève Breitenmoser (Changins)
HJB Sammlung Hansjörg Brägger (Amriswil)
NMB Naturhistorisches Museum Basel
NMSO Naturmuseum Solothurn
Es werden Schweizer Koordinaten angegeben und zusätzlich die internationalen Koordinaten (lat./long.) in eckigen Klammern.
Folgende Vergleichsexemplare wurden zwecks Illustration des revidierten Status von Phyllobius alpinus fotografiert: Ph. alpinus ♂ Italy, Piemonte, Valle Formazza, Vannino, ob. Valdo, Sagersboden, 674790N/136683E, [46°22'38"N, 8°24'38"E] 1770 m, 4.7.2010, leg. C. Germann; ♀ Austria, Steiermark, Rottenmanner Tauern, Hengst, 47°06'36"N, 13°09'07"E, 1500 m, 29.7.2007, leg. C. Germann (cCG). Ph. xanthocnemus ♂ Canterets, Hautes Pyrenées, coll. J. Breit (cGF); ♀ France, Hautes Pyrenées, Gavarnie, E-side, 42°43'20"N, 0°00'01"W, 1650 m, 9.8.2007, leg. C. Germann (cCG). Die Nomenklatur folgt dem neusten Katalog von
3 Ex., BE, Rubigen, Hechteloch, Schwarzbach, 608245N/193083E [46°53'20"N, 7°32'48"E], 520 m, 10.6.2019, leg. C. Germann (cCG).
Die letzten Funde lagen aus den 70 er Jahren vor (Aarwangen BE, leg. & coll. A. Linder
2 ♀, BE, Spiez, Einigen, Kanderdelta, 31.5.2017, leg. A. Jaun via W. Marggi (cCG, NMSO).
Bisher lagen nur wenige und überwiegend ältere Nachweise der Art vor. Erste Nachweise aus der biogeographischen Region Alpennordflanke (
1 ♀, VS, Turtmanntal, Unterems, Äbnet, 620000N/126200E, [46°17'13"N, 7°41'53"E], 1150 m, 4.11.2012, leg. H. Blöchlinger (cHB).
Selten und schwierig nachzuweisende Art, an südexponierte Trockenstandorte gebunden und meist nur unter den Blättern von Salvia pratensis L. zu finden. Die Tiere sind durch ihre Färbung bestens getarnt.
1 ♂, BE, Rubigen, in Garten, 10.6.2018, leg. C. Germann (cCG).
Bisher keine aktuellen Funde aus dem Mittelland.
1 Ex., VD, Trélex, La Coque, Le Molard, 6.5.2018, leg. S. Breitenmoser (cSB).
Bisher nur wenige und ältere Nachweise.
1 Ex., TG, Amriswil, Oberfeld, 740050N/267225E [47°32′27″N, 9°17′55″E], 460m, 5.6.2018, leg. H. Brägger (cHB). 2 Ex., dito 18.8.2018. 1 Ex., Bern, Elfenau, 12.6.2018, leg. TeilnehmerInnen der Uni-Käferexkursion (cCG).
Wie bereits von
1 Ex., BE, Rubigen, Hechteloch, 520 m, an Gallen von Pediaspis aceris Gmelin, 1790 (Hymenoptera: Cynipidae) auf Acer pseudoplatanus L., 10.6.2019, leg. C. Germann (cCG).
Erstmals im Basler Zoo im 2005 für die Schweiz nachgewiesen (
1 ♀, BE, Wimmis, 613970N/168800E, [46°40'13"N, 7°37'16"E], 630 m, 23.6.2006, Auenwald, leg. C. Germann (cCG).
Bestätigung für die Schweiz. Bereits
1 Ex., VD, Prangins, Changins, 507855N/138920E, [46°23'43"N, 6°14'25"E], 422 m, 3–4 (Fallenfänge). 2018, leg. S. Breitenmoser (cSB). 1 Ex,. dito, 8.5.2018. 1 ex. dito, 25.5.2018.
Xerothermophile Art, überwiegend an Trifolium arvense, wurde in Deutschland als verletzlich eingestuft (
10 Ex. BA, Basel-Stadt, Gundeli-Quartier, 610843N/266174E, [47°32'46"N, 7°34'57"E], bei Nacht an Hecken, 19.9.2019, leg. C. Germann (cCG, NMB).
Seit 2006 (
2 Ex., BE, Vauffelin, Les Tayés, 589791N/226754E, [47°11'30"N, 7°18'13"E], 770 m, 2.4.2014, leg. R. Bryner (cCG).
Nur wenige neue Funde von dieser allgemein selten gefundenen Art sind bekannt.
Neben der oben gegebenen Revalidierung von Phyllobius alpinus Stierlin, 1859 muss nach
Eine Checkliste einer beliebigen Artengruppe ist stets kurz nach ihrem Erscheinen bereits wieder überholt; neue Funde werden gemacht, zusätzliche (auch alte Nachweise und Belege) werden entdeckt und die Nomenklatur ändert sich wie vorliegend aufgezeigt. Somit sind Nachträge zwecks einer ständigen Aktualisierung unverzichtbar, auch und besonders bei artenreichen Überfamilien wie den Curculionoidea. Die hier vorgestellten Funddaten betreffen folgende besonders erwähnenswerte Funde: Zwei Feuchtland-Arten (Drupenatus nasturtii und Neophytobius granatus) welche beide auf Grund fehlender und/oder stark im Rückgang begriffener Auenhabitate nur noch selten gefunden werden. D. nasturtii dürfte dabei von der Renaturierung im Gebiet beim Hechteloch (Kleinhochstettenau) profitiert haben, N. granatus wurde auf Überschwemmungsflächen im Naturschutzgebiet Kanderdelta als Beifang gefunden, eine schwer zugängliche Fläche. Zwei weitere Arten (Cossonus cylindricus und Gasterocercus depressirostris) leben xylobiont und die letztere Art, welche auch als Urwaldrelikt angesehen wird (
Die letzten beiden vorgestellten Arten (Phrydiuchus topiarius und Donus intermedius) werden generell nur selten gefunden und sind bisher nur von kleinräumigen und isoliert liegenden Populationen bekannt geworden. Besonders im Hinblick auf die schwindende Biodiversität und das Insektensterben sind solche Fundmeldungen insbesondere von gefährdeten und wenig mobilen Arten von grosser Bedeutung und müssen publik werden.
Ein Beitrag zur Fauna des Kantons Glarus von
Hermann Blöchlinger (Erschmatt), Hansjörg Brägger (Amriswil), Stève Breitenmoser (Changins), Ruedi Bryner (Biel) und Werner Marggi (Allmendingen b. Thun) danke ich herzlich für die Möglichkeit der Überprüfung ihrer Belege und für die Verwendung der Funddaten. Ein herzliches Dankeschön gebührt den Reviewern für Ihre gründliche Durchsicht des Manuskripts.