Research Article |
Corresponding author: Rudolf Bryner ( rbryner@bluewin.ch ) Corresponding author: Peter Huemer ( p.huemer@tiroler-landesmuseen.at ) Academic editor: Yannick Chittaro
© 2019 Rudolf Bryner, Peter Huemer.
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Citation:
Bryner R, Huemer P (2019) Revision der Nematopogon adansoniella-Artengruppe mit Beschreibung einer neuen Art aus den Bergregionen Süditaliens (Lepidoptera, Adelidae). Alpine Entomology 3: 93-104. https://doi.org/10.3897/alpento.3.33651
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Das ursprünglich aus den Südwestalpen beschriebene Taxon Nematopogon adansoniella (de Villers, 1789) wird neu bewertet. Auf Grund von DNA-Barcodeuntersuchungen sowie morphologischen Merkmalen wird Nematopogon prolai Hartig, 1941 aus dem Apennin (Mittelitalien) als eigenständige Art anerkannt und ein Lectotypus wird festgelegt. Als weitere, kryptische Art wird Nematopogon garganellus sp. nov. vom Monte Gargano (Puglia) und aus der Basilicata (Süditalien) neu beschrieben. Die morphologischen und genitalmorphologischen Unterscheidungsmerkmale der drei Arten werden aufgezeigt und, soweit bekannt, Angaben zu Verbreitung, Lebensraum und Bionomie gemacht.
The taxon Nematopogon adansoniella (de Villers, 1789), originally described from the south-western Alps, is re-evaluated. Based on DNA barcode examinations and morphological characters Nematopogon prolai Hartig, 1941 from the Apennines (central Italy) is recognized as a separate species and a lectotype is designated. Another cryptic species is Nematopogon garganellus sp. nov. from Monte Gargano (Puglia) and from Basilicata (southern Italy). Diagnostic morphological characters of the three species are outlined and, as far as known, information on distribution, habitat and bionomy is added.
Lepidoptera Nematopogoninae DNA barcoding Italy Apennines Monte Gargano new species lectotype designation
Im Rahmen einer Forschungsarbeit über die Adelidae Europas wurde im April 2016 auch das für seine spezielle Flora und Fauna bekannte Gebiet des Monte Gargano, Apulien (Italien) untersucht. Dabei wurde bei Tag- und Lichtfang eine Serie von Faltern gesammelt, welche auf Grund ihrer hell und dunkel geringelten Fühler vorerst als die ursprünglich aus den Südwestalpen beschriebene Nematopogon adansoniella (de Villers, 1789) determiniert wurden. Die nachfolgende DNA-Barcode-Untersuchung zeigte dann aber eine genetische Differenz zu N. adansoniella. Ein weiteres zu prüfendes Taxon war daher die von
Belegtiere aus folgenden Sammlungen wurden untersucht:
cCZ Privatsammlung Christof Zeller, Thalgau, Österreich.
cRB Privatsammlung Rudolf Bryner, Biel/Bienne, Schweiz.
cWS Privatsammlung Willibald Schmitz, Bergisch Gladbach, Deutschland.
Für die Fotografien kamen unterschiedliche Aufnahmetechniken zur Anwendung: Die Falterpräparate wurden mit einer Canon Spiegelreflexkamera und dem Makro-Objektiv MP-E 65 mm bei diffusem Tageslicht mit Hilfe eines Stativs und längeren Belichtungszeiten fotografiert. Die Fotos der Genitalpräparate wurden unter dem Mikroskop Leica DME in der Technik der manuellen Schichtfotografie hergestellt und anschliessend mit dem Programm HELIKON FOCUS 4.80 zusammengerechnet. Die meisten Fotografien wurden abschliessend mit dem Bildbearbeitungsprogramm ADOBE PHOTOSHOP ELEMENTS 9 nachbearbeitet. Sofern keine anderen Angaben gemacht werden, stammen die Aufnahmen vom Erstautor.
Die Genitalpräparation (GP) erfolgte durch Mazeration mit 10%iger Kalilauge (KOH) und Dehydrierung in der Alkoholreihe (
Insgesamt wurden 160 Sequenzen europäischer Nematopogon mit >500 bp ausgewertet, 60 davon entstammen originärem Material, 100 aus unterschiedlichen öffentlich verfügbaren sowie wenigen privaten Quellen in BOLD, insbesondere der
Gewebeproben (Bein- oder Teil eines Beines) der vorselektierten Exemplare wurden in Well Plates à 95 Proben überführt und an das Canadian Center for DNA Barcoding (CCDB, University of Guelph, Ontario, Kanada) versendet. Die DNA Isolation, PCR Amplifikation sowie die anschließende Sequenzierung erfolgten am CCDB nach den bei
Objektspezifische Informationen einschliesslich der vollständigen geographischen Daten der Belege samt Fotos und zugehöriger Sequenzen finden sich im öffentlichen Dataset Lepidoptera – Nematopogon [DS-LEPINEMA] in der Datenbank BOLD (Barcode of Life Data Systems www.boldsystems.org;
Intra- und interspezifische Distanzen wurden mit dem Kimura2-Parameter-Modell (K2P) mit Hilfe der Analyse Tools von BOLD v.4 berechnet. Der abgebildete Neighbor-Joining Tree basiert ebenfalls auf dem K2P-Berechnungsmodell und wurden mit dem Programm MEGA 6 (
Der Monte Gargano (Puglia) ist der Typenfundort der hier neu beschriebenen Adelidae-Art Nematopogon garganellus sp. nov. Die Halbinsel Gargano ragt als «Sporn» am Stiefelabsatz der Halbinsel Italien in die Adria, besteht aus Apenninenkalk und wird vom Bergrücken des Monte Gargano gebildet. Dieser erreicht mit dem Monte Calvo eine Höhe von 1065 Metern. Weite Teile des Gebietes liegen im Parco nazionale del Gargano und stehen unter Naturschutz. Begünstigt durch ein spezielles Klima mit häufiger Nebelbildung an den Berghängen gedeiht in den höheren Lagen ein eindrücklicher Laubwald aus Buchen, Eichen und Ahorn: die Foresta Umbra. Die Kernzone ist selbst für Wanderer völlig gesperrt. Der Berg ist berühmt für seine grosse Zahl an endemischen Arten. Hier werden die letzten Garganischen Rehe vor dem Aussterben bewahrt. Besonders eindrücklich ist die Flora; so können im Gargano beispielsweise 60% der europäischen Orchideenarten angetroffen werden. Zum Zeitpunkt des Aufenthalts im Gebiet in der ersten Aprilwoche 2016 sind die Buchenwälder auf Höhen über 700–800 Metern noch nicht belaubt. Adelidae fliegen in diesen Höhen noch keine. Die untersuchten Bereiche beschränken sich daher auf die unteren Höhenlagen zwischen 114–650 Metern, liegen im südöstlichen Teil der Halbinsel innerhalb eines Dreiecks San Giovanni Rotondo – Mattinata – Vieste und befinden sich alle ausserhalb der geschützten Bereiche.
Material der weiteren untersuchten Arten stammt aus unterschiedlichen Gebirgsregionen des südlichen Europas, aus den Alpen und dem Jura.
Die taxonomische Neubewertung dieser Studie beschränkt sich auf Arten des Nematopogon adansoniella-Komplexes.
Nematopogon Zeller, 1839
Nematopogon adansoniella (de Villers, 1789)
Nematopogon prolai (Hartig, 1941)
Nematopogon garganellus sp. nov.
Die 12 untersuchten Arten weisen intraspezifische Distanzen zwischen min. 0% und max. 3.12% auf, bei einem Durchschnittswert von 0.51%. Eine Barcode-Gap Analyse zeigt innerhalb der Gattung mittlere Distanzen zum jeweils nächsten Nachbarn von 4.98% bei einem Maximum von 8.52% und einem Minimum von 0% (Tab.
Intra- und interspezifische Distanzen europäischer Nematopogon-Arten (Quelle: BOLD).
Taxon | Mean Intra-Sp | Max Intra-Sp | Nearest Species | Distance NN |
---|---|---|---|---|
Nematopogon adansoniella | 0.12 | 0.31 | Nematopogon garganellus | 3.95 |
Nematopogon argentellus | 0 | 0 | Nematopogon swammerdamella | 5.6 |
Nematopogon caliginella | N/A | 0 | Nematopogon pilella | 0 |
Nematopogon magna | 0.09 | 0.37 | Nematopogon pilella | 7.72 |
Nematopogon metaxella | 0.11 | 0.62 | Nematopogon pilella | 7.43 |
Nematopogon pilella | 0.46 | 1.13 | Nematopogon caliginella | 0 |
Nematopogon prolai | 0.2 | 0.32 | Nematopogon garganellus | 1.34 |
Nematopogon robertella | 1.69 | 3.12 | Nematopogon pilella | 7.81 |
Nematopogon schwarziellus | 0.39 | 1.87 | Nematopogon metaxella | 7.61 |
Nematopogon sericinellus | 0.1 | 0.15 | Nematopogon schwarziellus | 8.52 |
Nematopogon garganellus | 0.07 | 0.15 | Nematopogon prolai | 1.34 |
Nematopogon stenochlora | 0.1 | 0.15 | Nematopogon pilella | 7.79 |
Nematopogon swammerdamella | 0.33 | 2.18 | Nematopogon argentellus | 5.6 |
Neighbour Joining Tree der Gattung Nematopogon (Kimura 2 Parameter, produziert mit MEGA 6; cf.
N. garganellus ist somit vermutlich die einzige europäische Nematopogon-Art, die ihren BIN mit einer anderen Art, nämlich N. prolai, teilt. Allerdings clustern beide Arten bei einer durchschnittlichen genetischen Distanz im Barcode von 1.34% deutlich separat, was in Kombination mit der unterschiedlichen Morphologie einen Artstatus unterstützt (Abb.
Ein äusseres Merkmal der drei nahe verwandten Arten des Nematopogon-adansoniella-Komplexes sind die hell und dunkel geringelten Fühler (Abb.
Phalaena Tinea adansoniella
Typenfundort: EUROPA. Verwahrungsort unbekannt.
Tinea panzerella Fabricius, 1794
Lectotypus ♂: ITALY (Allioni
Nemophora sabulosella Walker, 1863
Holotypus ♂: PALAEARCTIC REGION. British Museum, Natural History, London, BMNH.
Nemophora annulatella Ragonot, 1876
Lectotypus ♀: FRANKREICH: environs de Paris. Muséum national d’histoire naturelle, Paris, MNHN.
Nemophora pseudopilella Peyerimhoff, 1877
Typenfundort: FRANKREICH: Provence, Hyères et Cannes, iv. [genauere Datumsangabe fehlt]. Verwahrungsort unbekannt.
Angaben gemäss
2♂♂, 1♀: Schweiz, Bern, Biel-Vingelz, 600 m, 47°08'01"N, 7°13'09"E, 07.05.2015. Davon 1 ♂: GP 2016-099 (cRB).
1♂, 2♀♀: Schweiz, Bern, La Neuveville, 780 m, 47°04'33"N, 7°05'19"E, 17.05.2017 (cRB).
1♂: Schweiz, Bern, Sigriswil, Justistal, 1250 m, 46°43'16"N, 7°46'38"E, 26.05.2018 (cRB).
1♂: Schweiz, Bern, Twann, 490 m, 47°05'38"N, 7°09'07"E, 21.04.1990 (cRB).
1♂: Schweiz, Bern, Twann, 500 m, 47°05'53"N, 7°09'37"E, 23.04.1990, GP 2013-179 (cRB).
1♀: Schweiz, Bern Twann, 600 m, 47°06'11"N, 7°10'07"E, 30.04.2012, GP 2016-102 (cRB).
1♂: Schweiz, Bern, Walperswil, 445 m, 47°03'09"N, 7°12'32"E, 25.09.2014, e.l. 18.03.2015 (cRB).
2♂♂: Schweiz, Graubünden, Ilanz, 710 m, 46°46'01"N, 9°12'31"E, 12.05.2018. Davon 1 ♂: GP 2018-030 (cRB).
2♀♀: Schweiz, Neuchâtel, Cornaux, 490 m, 47°01'36"N, 7°00'15"E, 16.05.1985, GP 2016-103 + 2016-108 (cRB).
1♂: Schweiz, Neuchâtel, Cornaux, 600 m, 47°01'36"N, 6°59'53"E, 17.04.2017 (cRB).
1♀: Schweiz, Neuchâtel, Cressier, 550 m, 47°03'14"N, 7°01'59"E, 18.04.1990, GP 2016-166 (cRB).
1♂, 2♀: Schweiz, Neuchâtel, Cressier, 670 m, 47°02'57"N, 7°00'53"E, 12.05.2015. Davon 1 ♂: GP 2016-098 (cRB).
1♂: Schweiz, Neuchâtel, Le Landeron, 620 m, 47°04'05"N, 7°03'55"E, 19.05.1985, GP 1992-007 (cRB).
1♂: Schweiz, Solothurn, Burgäschi, 465 m, 47°10'19"N, 7°40'19"E, 10.05.2014, GP 2014-131 (cRB).
2♀♀: Italien, Trieste, Basovizza, Draga S. Elia, 350 m, 45°37'12"N, 13°53'22"E, 05.-06.05.2017, leg. R. Bryner & M. Fluri. – DNA Barcode
1♂: Montenegro, Bar, Sutormann Pass (S), 750 m, 42°08'47"N, 19°06'00"E, 22.04.2018. – DNA Barcode
2♀♀: Griechenland, Meteora, 800 m, 10.04.2016, leg. J. Viehmann. – DNA Barcode
Flügelspannweite: ♂ 16.5–20 mm, Durchschnitt 18.0 (n=16); ♀ 15–18 mm, Durchschnitt 16.1 (n=11).
Kopfbehaarung abstehend, orange- bis ockergelb. Stirnbehaarung anliegend, kräftig goldgelb. Fühlerbasis verdickt, gelblich. Fühler fadenförmig, beim ♂ rund 2.5mal, beim ♀ 2mal länger als die Vorderflügel; im inneren Drittel kräftig dunkelgrau oder schwarz und weiss geringelt, Ringelung distal undeutlicher hellgrau und weiss. Rückenplatte glänzend goldbraun beschuppt, Tegulae kaum dunkler.
Vorderflügeloberseite: die glänzende Grundfärbung der ♂♂ elfenbeinfarbig, jene der ♀ ♀ strohgelb bis goldgelb; die dunkler ockerbraune Aderung und unregelmässig angeordnete, dunklere Querlinien bilden über die ganze Flügelfläche ein kräftig ausgebildetes Gittermuster. Fransen wie die Grundfärbung. Hinterflügeloberseite grau, schwach ockerfarbig getönt, mit perlmuttartigem Glanz. Flügelunterseite zeichnungslos, Vorderflügel braungrau, die Hinterflügel grau.
Hauptunterschiede zu den beiden Nachbararten sind die kräftigere Hell-Dunkel-Ringelung auf der ganzen Länge der Fühler, die markante Gitterzeichnung der Vorderflügel und gegenüber N. prolai der insgesamt mehr ockergelb-rötliche Farbton der Körperbehaarung und der Flügel.
Genitalien ♂ (Abb.
Genitalien ♀ (Abb.
BIN BOLD:AAV4673 (n=14). Die intraspezifische Divergenz der Barcode-Region ist mit 0.11% im Mittel und maximal 0.32% sehr gering. Die p-Distanz zum Nächsten Nachbarn N. garganellus ist mit 3.85% hingegen wesentlich größer.
In Europa von Spanien über Mitteleuropa bis Schweden und Russland sowie in den Balkanstaaten und Nordgriechenland weit verbreitet (
Die Flugzeit beginnt im April und erstreckt sich in höheren Lagen bis Anfang Juli. Die ♂♂ schwärmen hauptsächlich bei Tagesanbruch ab etwa einer Stunde vor Sonnenaufgang bis kurz danach. Die ♀ ♀ bohren die Eier in die Stängel verschiedener krautiger Pflanzen. Rund drei Wochen nach der Eiablage schlüpfen die Räupchen und lassen sich sogleich zu Boden fallen, wo sie ihre Gehäuse aus Segmenten von vertrocknetem Falllaub bauen und sich von Detritus ernähren. Die Entwicklung dauert ein bis zwei Jahre, die letzte Überwinterung erfolgt im Puppenstadium (Beobachtungen des Erstautors).
Nemophora pilella
F. [sic!] ssp. prolai
Syntypen: ITALIEN, Abruzzi, Monti Simbruini, Monte Aurore, 3 ♂♂, 1 ♀, 300 m, 15.v.1938; 6 ♂♂, 1500 m, 12.vi.1893, (Hartig); W. of Roma, Tivoli, 1 ♂, 13.iv. (Dannehl) (not found), (
Nemophora castellanii
(in litt.
“Since this paper went to press the type-series of prolai Hartig has been made available to me. It appears that prolai represents an additional species of Nematopogon closely related to adansoniella. N. prolai, stat. nov., is only known from central Italy. N. castellanii is a manuscript name intended for prolai. A separate note on this finding is being prepared and will appear in Ent. scand.”.
Lectotypus [hier festgelegt]. ♂: "Cotypus ♂ | Nemophora | v. castellanii" – "Nemophora | pilella | Prolai Htg. ♂" – "Marano Laz.| Acqua Marcia | 300 m, 15.V.38 | Hartig legit" – "Lectotypus Nemophora pilella prolai Hartig Design. Bryner & Huemer, 2019"; DNA Barcode
Paralectotypus. 1♂: "Italia central | Tivoli (Roma) | 25.IV.1927 | coll. Dannehl" – "Mti. Sabini" – "coll. Osthelder" – "25.4."; GP 2016-152 (
Weiteres Material. 1 ♂: "Italia, Abruzzo, Gran | Sasso, Campo Imperatore, | Vado di Sole, 1680 m | 42°23,719'N, 13°47,203'E ± 50 m | 1680m ± 20m | 2017.05.26 09.00h ± 30min. | leg. Zeller Christof " – "BOLD 2018 | NHMK Lep 12292 | leg. Dr. C. Wieser | Kärntner Landesmuseum" – "ID-Nummer | CZ-Z47268 | www.nkis.info" (NHMK).
1♂: "Italia, Abruzzo, Gran | Sasso, Campo Imperatore, | Rifugio Montecristo, 1200 m | 42°24,346'N, 13°32,903'E ± 20 m | 1200m ± 20m | 2017.05.26 11.00h ± 30min. | leg. Zeller Christof " – "DNA Barcode |
1♀: "Italia, Abruzzo, Gran | Sasso, Campo Imperatore, | Rifugio Montecristo, 1200 m | 42°24,346'N, 13°32,903'E ± 20 m | 1200m ± 20m | 2017.05.26 11.00h ± 30min. | leg. Zeller Christof " – "DNA Barcode |
Fotobeleg (Falter- und Genitalpräparat, www.nkis.info, Michael Kurz):
1♂: Italien, "Marche, Ascoli Piceno, Monti Sibillini, Forca Canapine, 1500 m, 1993.05.19 – Observer: Thalgauer Entomologen-Gesellschaft" (coll. Michael Kurz).
[Anmerkung: Das in der Bestimmungshilfe des Lepiforums (siehe "Internetquellen") unter der "Diagnose" von Nematopogon adansoniella abgebildete Präparat eines Männchens aus der Sammlung Klimesch,
Das Taxon prolai Hartig ist lange Zeit umstritten gewesen.
In
Die DNA-Untersuchung eines weiteren Syntypus aus der Zoologischen Staatssammlung München (
Flügelspannweite: ♂ 17–19 mm, Durchschnitt 17.8 (n=3); ♀ 16 mm (n=1).
Kopfbehaarung abstehend, fahlgelb. Stirnbehaarung anliegend, heller gelblich. Fühlerbasis verdickt, weisslich. Fühler fadenförmig, beim ♂ rund 2.5mal, beim ♀ 2mal länger als die Vorderflügel; im inneren Drittel grau und weiss geringelt, distal einfarbig weissgrau. Rückenplatte hell ockergelb beschuppt, Tegulae dunkler gelbbraun.
Vorderflügeloberseite bräunlich silbergrau, stark glänzend; im äusseren Drittel bilden die dunkler graue Aderung und unregelmässig angeordnete, feine dunklere Querlinien ein mehr oder weniger deutliches Gittermuster. Fransen von gleicher Farbe oder minimal dunkler als die übrige Flügelfläche. Hinterflügeloberseite wenig heller, mit perlmuttartigem Glanz. Flügelunterseite zeichnungslos grau, die Hinterflügel mit Ausnahme der Costa weisslich aufgehellt.
Hauptunterschiede zu den beiden Nachbararten sind die fahlgelbe Kopfbehaarung und die glänzend graue Flügelfärbung ohne den ockergelben Farbton.
Genitalien ♂ (Abb.
Genitalien ♀ (Abb.
BIN BOLD:ADE0207 (n=4). Die intraspezifische Divergenz der Barcode-Region ist mit 0.2% im Mittel und maximal 0.32% sehr gering. Die p-Distanz zum Nächsten Nachbarn N. garganellus ist mit 1.34% zwar nur mäßig groß, jedoch ohne Überlappung und mit einem eindeutigen Barcode-Gap.
Über die Lebensweise und die Jugendstadien ist nichts bekannt. Gemäss den wenigen verfügbaren Daten erstreckt sich die Flugzeit von Ende April bis Ende Mai.
Um die Identität der Art zu fixieren und nomenklatorische Stabilität zu gewährleisten wird hier in Anlehnung an Artikel 74 des
Holotypus: ♂ (Abb.
Paratypen: 6♂♂, 1♀: Italia, Puglia, Gargano, Vieste-Mattinata, 400 m, 41°48'33"N, 16°06'35"E, 03.04.2016 , leg. R. Bryner. Davon 3♂♂: DNA Barcode
2♂♂, 1♀: Italia, Puglia, Gargano, Mattinata Baja delle Zagare, 114 m, 41°44'49"N, 16°08'02"E, 04.04.2016, leg. R. Bryner. Davon 1♂: GP 2016-068; 1♀: DNA Barcode
6♂♂: Italia, Puglia, Gargano, San Giovanni Rotondo, 600–650 m, 41°43'04"N, 15°52'38"E, 07.04.2016, leg. R. Bryner. Davon 1♂: DNA Barcode
1♂, 1♀: Italia, Puglia, Gargano, San Giovanni Rotondo, 540 m, 41°42'19"N, 15°51'28"E, 07.04.2016, leg. R. Bryner (TLMF und cRB).
2♂♂, 1♀: Italia Puglia, Gargano, Vieste-Mattinata, 366 m, 41°49'03"N, 16°06'27"E, 07.04.2016, leg. R. Bryner. Davon 1♂: GP 2016-101 (cRB).
2♂♂, 5♀♀: Italia, Puglia, Gargano, Mte. Sant’Angelo, 567 m, 41°41'11"N, 15°52'55"E, 08.04.2018, leg. R. Bryner. Davon 1 ♂: DNA Barcode
1♂: Italia, Puglia, Gargano, San Giovanni Rotondo, 555 m, 41°42'18"N, 15°51'55"E, 08.04.2018, leg. R. Bryner (cRB).
Alle Paratypen sind mit roter Etikette «Paratypus Nematopogon garganellus spec. nov. Bryner & Huemer, 2019» versehen.
3 Expl. (Fotobeleg): "Italy, Basilicata, Fme Noce, Aue, nr. Parutta [sic!], 40.0036,15.7983, 110 m, 15-Apr-2018, leg. Axel Hausmann" – DNA Barcode
Flügelspannweite: ♂ 17–20 mm, Durchschnitt 18.2 (n=18); ♀ 15–18 mm, Durchschnitt 16.2 (n=13).
Kopfbehaarung abstehend, ockergelb. Stirnbehaarung anliegend, wenig heller goldgelb. Fühlerbasis verdickt, gelblich. Fühler fadenförmig, beim ♂ rund 2.5mal, beim ♀ 2mal länger als die Vorderflügel; im inneren Drittel grau und weiss geringelt, Ringelung distal abnehmend, vor allem bei den ♂♂, Fühlerenden glänzend graubraun. Rückenplatte glänzend ockergelb beschuppt, Tegulae kaum dunkler.
Vorderflügeloberseite: Grundfärbung glänzend strohgelb, bei den ♀♀ mehr goldgelb; die dunklere Gitterzeichnung in der Ausprägung variabel, meistens wenig deutlich bis fast ganz fehlend. Fransen wie die Grundfärbung.
Hinterflügeloberseite gelblichgrau, mit schwachem perlmuttartigem Glanz. Flügelunterseite zeichnungslos, Vorderflügel braungrau, die Hinterflügel grau.
Hauptunterschiede zu N. adansoniella sind die auf das innere Fühlerdrittel beschränkte Hell-Dunkel-Ringelung und die schwächer ausgebildete Gitterzeichnung der Vorderflügel. Gegenüber N. prolai fällt der deutlich ockergelb-rötliche Farbton von Thorax und Vorderflügeln auf.
Genitalien ♂ (Abb.
Genitalien ♀ (Abb.
BIN BOLD:ADE0207 (n=8). Die intraspezifische Divergenz der Barcode-Region ist mit 0.22% im Mittel und maximal 0.77% gering. Die p-Distanz zum Nächsten Nachbarn N. prolai ist mit 1.34% zwar nur mäßig groß, jedoch ohne Überlappung und mit einem eindeutigen Barcode-Gap.
Bis jetzt nur aus Italien bekannt: Apulien, Monte Gargano, wo sie mindestens lokal nicht selten ist (Abb.
Die Jugendstadien sind unbekannt. Die Falter fliegen bei Tage im Sonnenschein meistens mehr oder weniger gesellig, lassen sich auch leicht aufscheuchen und fliegen nachts zum Licht (Abb.
Imagines mit hell und dunkel geringelten Fühlern. Arten des Nematopogon-adansoniella-Komplexes und N. magna. Nematopogon adansoniella: 1. ♂. Schweiz, Bern, La Neuveville, 17.5.2017; 2. ♂. Schweiz, Graubünden, Ilanz, 12.5.2018; 3. ♂. Schweiz, Bern, Sigriswil, 26.5.2018; 4. ♀. Schweiz, Bern, La Neuveville, 17.5.2017; 5. ♀. Italien, Trieste, Basovizza, 5.5.2017, DNA-Barcode
Der Name garganellus ist vom Fundort der Art am Monte Gargano, Puglia, Italia, hergeleitet.
Zusammen mit Nematopogon sericinellus Zeller, 1847 bilden die beiden hier beschriebenen Arten N. prolai und N. garganellus eine Gruppe von drei endemischen Arten, welche die Gebirgszüge Mittel- und Süditaliens bewohnen. N. sericinellus wird zudem auch auf Sizilien gefunden. Die Verbreitung von N. prolai und N. garganellus ist jedoch gegenwärtig noch nicht abschliessend geklärt (Abb.
Verbreitungskarte von Nematopogon adansoniella, N. prolai und N. garganellus basierend auf genetisch untersuchten Proben. Kartenproduktion mit SimpleMappr (http://www.simplemappr.net).
Besonderen Dank schulden wir Prof. Paul D.N. Hebert und dem Team des Canadian Centre of DNA-Barcoding (Guelph, Ontario, Kanada) sowie dem BOLD Management & Analysis System und Genome Canada (Ontario Genomic Institute) für Sequenzierungen und deren Co-Finanzierung im Rahmen des iBOL-Projektes sowie Datenbankanalysen. Sequenzanalysen wurden durch Finanzmittel von Genome Canada über das Ontario Genomics Institute als Unterstützung des International Barcode of Life Projektes ermöglicht. Schließlich gebührt dem Ontario Ministry of Research and Innovation für die Unterstützung von BOLD herzlicher Dank. Die Forschungsarbeiten wurden überdies dankenswerterweise durch Förderungen der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol, Abteilung Bildungsförderung, Universität und Wissenschaft im Rahmen des Projektes „Genetische Artabgrenzung ausgewählter arkto-alpiner und boreo-montaner Tiere Südtirols“ unterstützt.
Unser bester Dank gilt Anders Illum, The Natural History Museum of Copenhagen für die Foto des Lectotypus von Tinea panzerella F. und Ole Karsholt,
Ein herzliches Dankeschön geht an Andreas Segerer,
Schliesslich richten wir unseren besonderen Dank an Willibald Schmitz, Bergisch Gladbach, Deutschland, für die Falterpräparate von N. adansoniella, an Christof Zeller, Thalgau, Österreich, Christian Wieser, Kärntner Landesmuseum, Klagenfurt und Axel Hausmann,
Carlo Ludovico Allioni (1728–1804) lebte in Turin und war Arzt, Zoologe, Paläontologe und Botaniker. Es ist anzunehmen, dass der Lectotypus von Tinea panzerella aus der Umgebung von Turin stammt, wo bisher nur N. adansoniella s. str. nachgewiesen worden ist. Der Name „panzerella“ ist somit für die von N. adansoniella abweichenden Taxa aus Mittel- und Süditalien mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht verfügbar.