Research Article |
Corresponding author: Andreas Kopp ( koppandy@bluewin.ch ) Academic editor: Thibault Lachat
© 2017 Andreas Kopp, Hansjörg Brägger.
This is an open access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (CC BY 4.0), which permits unrestricted use, distribution, and reproduction in any medium, provided the original author and source are credited.
Citation:
Kopp A, Brägger H (2017) Sieben Erstfunde und eine Bestätigung alter Nachweise für die Schmetterlingsfauna der Schweiz (Lepidoptera: Elachistidae, Gelechiidae, Tortricidae, Pyralidae). Alpine Entomology 1: 109-113. https://doi.org/10.3897/alpento.1.22024
|
Seven first records and one confirmation of old records for the Lepidotera fauna of Switzerland (Lepidoptera: Elachistidae, Gelechiidae, Tortricidae, Pyralidae)
Seven microlepidoptera are reported as new for Switzerland: Elachista hedemanni Rebel, 1899, Chionodes continuella (Zeller, 1839), Gynnidomorpha alismana (Ragonot, 1883), Pelochrista huebneriana (Lienig & Zeller, 1846), Cydia ilipulana (Walsingham, 1903), Hypochalcia dignella (Hübner, 1796) and Euchromius bella (Hübner, 1796). An other species, so far known only from old records on the Swiss checklist, is also reported: Aplota nigricans (Zeller, 1852).
New country records, Switzerland, Elachistidae , Gelechiidae , Tortricidae , Pyralidae
Es sind schon wieder einige Jahre vergangen, seit die Checkliste der Schmetterlinge der Schweiz erschienen ist (
Folgende acht beachtenswerte Kleinschmetterlingsarten sind von den beiden Autoren in den letzten Jahren auf verschiedenen Exkursionen in der Schweiz gesammelt worden. Es werden die Funddaten angegeben und ergänzende Angaben zu den Arten gemacht. Die Belegtiere befinden sich in den Sammlungen der Autoren. Die Nummerierung erfolgt nach
Erklärungen:
GP = Genitalpräparat
falls eine Nummer vorhanden z.B. 7.100 = Nummer des Dauerpräparates
Erstnachweise für die Schweiz:
KR 1932 Elachista hedemanni Rebel, 1899
CH-Wallis, Inden, Schattuflue, 1000 m, 27.VII.2008, Nachtfang, GP 7.100, 1♂, leg. A. Kopp (Abb.
Diese Grasminiermotte wurde ursprünglich in Österreich gefunden. Die Art schien zunächst weit verbreitet in Zentral- und Osteuropa und man fand sie auch in Spanien. Lauri Kaila hat festgestellt, dass es sich um einen Art-Komplex handelt und diesen in vier Arten aufgeteilt (
KR 3517 Chionodes continuella (Zeller, 1839)
CH-Thurgau, Zihlschlacht, Hudelmoos, 515 m, 15.VII.2010, Nachtfang ,GP 1♀, leg. A. Kopp (Abb.
Der Name Ch. continuella erscheint schon bei Vorbrodt und Müller-Rutz (1914), aus St. Moritz und Sils-Maria gesammelt von Frey und aus Arosa gesammelt von Stange. Damals wurde Chionodes nebulosella (Heinemann, 1870) von vielen Autoren als Form von Ch. continuella behandelt und Müller-Rutz schrieb auch in seiner ersten Erwähnung dieser Form, dass: Ch. continuella in der Schweiz zu fehlen scheint. Müller-Rutz bringt auch in zwei weiteren Nachträgen neue Funde von Ch. continuella–nebulosella (Heinemann, 1870), Parpaner-Rothorn leg. Müller-Rutz (
KR 4266 Gynnidomorpha alismana (Ragonot, 1883)
CH-Vaud, Cudrfin, La Sauge, 430 m, 1.VIII.2007, Nachtfang, GP 1♂, leg. A. Kopp (Abb.
CH-Vaud, Cudrfin, La Sauge, 430 m, 13.VII.1996, 1.VIII.2007, 15.V.2009 leg. R. Bryner
Die einzelnen Arten der Gattung Gynnidomorpha Turner, 1916 können äusserlich kaum unterschieden werden. Auch die Unterschiede der Genitalstrukturen sind gering aber innerhalb der Arten konstant. Es ist zu vermuten, dass sich in Sammlungen unter schwach gezeichneten oder vermeintlich abgeflogenen Gynnidomorpha permixtana (Dennis & Schiffermüller, 1775) der eine oder andere Beleg für die Schweiz bereits vorhanden ist aber nicht erkannt wurde. Die Raupe des Froschlöffel-Wicklers lebt, wie der Name schon sagt, bis April im Stängel und in den Knospen von Froschlöffel Alisma plantago-aquatica.
KR 4911 Pelochrista huebneriana (Lienig & Zeller, 1846)
CH-Tessin, Someo, Parzelle 55, 390 m, 23.VII.2015, Nachtfang, GP 1♂ leg. H.J. Brägger (Abb.
Pelochrista Lederer, 1859 ist eine artenreiche Wicklergattung, aber die Tiere werden selten gesammelt und über die Biologie ist wenig bekannt. Von den Arten bei denen man die Futterpflanzen kennt, sind es immer Pflanzen aus der Familie Asteraceae. Auch bei dieser Art kennt man die Biologie nicht. Die Verbreitung ist palearktisch, bis nach China und der Mongolei. In Europa wird sie eher im Norden und Nordosten gefunden (Schweden, Finnland, Baltikum, Polen, Russland, aber auch Slowakei und Österreich). Die Meldung für Deutschland in
KR 5120 Cydia ilipulana (Walsingham, 1903)
CH-Graubünden, Brusio, Mireda, 930 m, 3.VII.2007, Nachtfang, GP 1♀, leg A. Kopp (Abb.
CH-Tessin, Someo, Parz. 55, 390 m, 17.VI.2012, Nachtfang, GP 1♀, leg. H.J. Brägger
Diese Wickler-Art wird erst seit 2007 für den ‚deutschsprachigen’ Raum – Deutschland, Österreich und Schweiz – nachgewiesen (lepiforum.de). Natürlich sind das Puschlav und das Tessin nicht deutschsprachig, aber im Lepiforum wird die Schweiz als ‚deutschsprachig’ bezeichnet. Es ist schwer zu sagen, ob die Art sich ausbreitet, oder ob sie bis jetzt einfach übersehen wurde. Falls man in Sammlungen ältere Belege findet, könnte man diese Frage besser beantworten. Beschrieben wurde die Art aus Spanien und sie wird zurzeit aus Deutschland (Bayern), Österreich (Niederösterreich) (www.lepiforum.de), Bosnien, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Italien, Griechenland und Spanien gemeldet (www.faunaeur.org). Die Art gehört in die Cydia succedana (Denis & Schiffermüller, 1775) – Gruppe (
KR 5804 Hypochalcia dignella (Hübner, 1796)
CH-Tessin, Someo, Parz. 55, 390 m, 6.VII.2011, Nachtfang GP 1♂, leg. H.J. Brägger (Abb.
Dieser Zünsler hat eine eher östliche Verbreitung bis nach Russland und Ukraine. Mit Niederösterreich, Norditalien und nun diesem Fund dürfte etwa die westliche Verbreitungsgrenze erreicht sein. Die Biologie ist unbekannt und die Falter werden auch nur selten beobachtet.
KR 6210 Euchromius bella (Hübner, 1796)
CH-Tessin, Salorino, 450 m, 28.VII.2010, Nachtfang, leg. A. Kopp (Abb.
Dieser wunderschöne Zünsler hat seine Hauptverbreitung im mediterranen Raum. Die letzten Jahren sind aber vermehrt Funde weiter nordöstlich bis Polen gemeldet worden (
KR 2385 Aplota nigricans (Zeller, 1852)
CH-Wallis, Varen, Parätu, 800 m, 5.VI.2015, leg. H.J. Brägger (Abb.
Die Mitglieder der schweizerischen Mikrolepidopteren-Arbeitsgruppe finden jedes Jahr wieder neue Schmetterlinge für die Fauna der Schweiz. Es sind nicht nur Neufunde aus dem Alpenraum zu verzeichnen, obschon diese häufiger erfolgen, da die Lebensräume noch intakter sind und die Natur vom Menschen nicht so stark bedrängt ist. Man stellt auch im Mittelland in geeigneten Biotopen wie Moore und Sumpfwiesen immer wieder neue Arten fest. Das hat in der Regel nicht mit Zuwanderung oder Klimaerwärmung zu tun, sondern die Bestimmungsliteratur und insbesondere das Wissen der Kleinschmetterlingsspezialisten in der Schweiz hat sich stark verbessert so dass die Liste der Schmetterlinge der Schweiz noch lange nicht abgeschlossen ist.
Wir danken Ruedi Bryner, Biel für die Anfertigung des Bildes von Cydia ilipulana, Literatur-Recherche und die Überlassung von Funddaten zu Gynnidomorpha alismana, Lauri Kaila, Helsinki für die Bestimmung von Elachista hedemanni und das Zustellen der Literatur zu dieser Art, schliesslich Jürg Schmid, Ilanz für die Auskünfte über Chionodes nebulosella und die kritische Durchsicht des Manuskriptes.